Gedichte gegen den Krieg: Lesung in der Korbacher BüchereiMittwoch, 07. Mai 2025, Waldeckische Landeszeitung Durch Poesie Vertrauen fassenGedichte gegen den Krieg: Lesung in der Korbacher Bücherei![]() Gedichte gegen den Krieg: Der Abend in der Korbacher Stadtbücherei gab den Zuhörerinnen und Zuhörern die Möglichkeit, neu über Krieg und Frieden nachzudenken. Korbach – Am morgigen 8. Mai sind genau 80 Jahre vergangen, dass die deutsche Wehrmacht nach 2077 Kriegstagen bedingungslos kapitulierte. Der Krieg war offiziell zu Ende. „Doch was heißt das?“, fragte Dr. Tobias Metzler, Leiter der Korbacher Stadtbücherei, zu Beginn der Lesung zum Thema „Gedichte gegen den Krieg“ und fügte hinzu: „Was heißt es für die, die an den Grausamkeiten starben, für die Familien, die Angehörige verloren haben, für die Seelen derer, die gebrochen überlebten? Leid und Sterben gehen über das Datum hinaus.“ Gedichte gegen den Krieg seien am Ende natürlich Gedichte für den Frieden, die dem Grauen des Krieges, der Stille auf den Schlachtfeldern, den Massengräbern und Trümmerbergen die sprachliche Kraft der Lyrik entgegensetzen. Diese Kraft sei in der Beschreibung von Leid, Trauer und Verzweiflung schonungslos direkt. Gedichte könnten dazu beitragen, sich zu erinnern. Sie würden die Frage nach Schuld und Verantwortung stellen und seien vielleicht gerade deshalb oft politischer als ein Friedensgedicht. ![]() Die Auswahl der Gedichte führte die Besucher in der Stadtbücherei jenseits der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg nach Japan, El Salvador, Schweden, England, Israel oder die Ukraine sowie in die nahe Vergangenheit und Gegenwart. Von der ersten Strophe des Abends aus Bertolt Brechts „Bitten der Kinder“ bis zum letzten Satz des Yiddischen Gedichts von David Hofstein „in denen Weiten verschwimmt deine Schande, Ukraine“ war das Publikum ganz nah bei den Texten, hörte aufmerksam und konzentriert zu. Ganz so, als wolle man kein Wort verpassen. Gelesen wurden die Gedichte im Wechsel von engagierten Lesern und Mitgliedern des Fördervereins. Neben Dr. Tobias Metzler lasen Noah Tatchakom-Konsak, Birgit Wille-Oppermann, Dr. Sasikam Konsak, Armin Schönlau und Antonia Dülmer, wann immer möglich, in den Originalsprachen Englisch, Spanisch oder Yiddisch. In einem ausführlichen Begleitheft konnten die Zuhörer den Text mit einer deutschen Übersetzung verfolgen. „Die Auswahl war für mich wirklich eine Herausforderung“, so Metzler. „Theodor Adorno meinte zwar, es sei barbarisch, nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, doch dieser Meinung sind zum Glück nur sehr wenige Dichter gefolgt. Bertolt Brecht steht zu Beginn sicher für sich. Von Thomas Eliot, Paul Celan oder Nelly Sachs habe ich mich bemüht, weniger bekannte Werke zu finden.“ Jehuda Amichai, Sadako Kurihara, David Hofstein und Claudia Lars seien den Lesern wahrscheinlich hier weniger vertraut. Eines werde in jedem Fall deutlich: Krieg sei zu jeder Zeit ein universelles Erfahren. Die Gedichte spiegelten den Dialog mit der Trostlosigkeit, das Gespräch mit den Sprachlosen. Guitarissimo Christoph Winzer begleitete den Abend musikalisch. Mit seinem sensiblen, einfühlsamen Gitarrenspiel, seinem konzertanten, von ihm arrangierten Interpretationen von Pete Seegers „Sag mir, wo die Blumen sind“ sowie mit „Hiroshima“ von Wishful Thinking und „Russians“ von Sting ließ er die poetischen Gedanken nachklingen. In diesem Augenblicken waren es die Noten und ihr Klang, die Hoffnung machten auf Umkehr und inneren Frieden. Leise hatte der Abend begonnen, leise ging er zu Ende. Es schien, als wolle niemand die Erinnerungen, die Gedanken gegen das Vergessen und die Hoffnung auf Frieden stören. Es war kein leichter Abend in der Stadtbibliothek, aber ein Abend, der zu Herzen ging und der es möglich machte, über Krieg und Frieden neu nachzudenken und vielleicht durch Verse, Poesie und Musik sogar wieder Vertrauen zu fassen an eine versöhnliche Welt. BARBARA LIESE |
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