Presse-Echo - April 2025

Eindrücke aus Saudi-Arabien

Nadine Pungs berichtet in Korbach von ihren Asien-Reisen

Korbach – Die Düsseldorfer Autorin Nadine Pungs hat in Korbach ihr neues Buch „Saudi-Arabien – Begegnungen in einem Land der Widersprüche“ vorgestellt. Zu dem Vortrag mit Lesung hatten die Stadtbücherei und die Thalia-Buchhandlung eingeladen.

Die 43-Jährige bereist seit vielen Jahren alleine den Nahen sowie den Mittleren Osten und war für die Recherche für das Buch 2020 und 2023 jeweils mehrere Monate in Saudi-Arabien unterwegs, um über den seit 2019 stattfindenden Wandel durch die Reformen des Königshauses berichten zu können.

Die rund 70 Zuhörer in der ausverkauften Korbacher Stadtbücherei erfuhren, dass Saudi-Arabien sechsmal so groß wie die Bundesrepublik ist, dass sich das verschlossene Land am Persischen Golf erst vor wenigen Jahren für Touristen öffnete. Zuvor war der Zugang ins Land nur Männern und Pilgern nach Medina und Mekka vorbehalten.

Erst mit der Machtübernahme des heutigen saudischen Königs Salman ibn Al-Aziz und seines Sohnes Kronprinz Mohamed ibn Salman wurden die staatstragenden Reformen „Vision 2023“ angestoßen, da der saudische König und sein Sohn, der Kronprinz, einen Wandel von oben nach unten wollten. So wurde den saudischen Frauen das Autofahren sowie der Zugang zu allen Bildungsabschlüssen und dem vollständigen Arbeitsmarkt erlaubt. Im Rahmen dieser Reformen gibt es jetzt beispielsweise öffentliche Konzerte und die Frauen dürfen auch zusammen mit Männern in den Cafés sitzen, eine Vollverschleierung ist nicht mehr gesetzlich vorgeschrieben.

Nadine Pungs nahm die Zuhörerinnen und Zuhörer aber auch mit auf eine Reise zu den Begegnungen mit den unterschiedlichen Menschen in dem sich öffnenden Saudi-Arabien. So erzählte sie von einer jungen Frau, die Managerin eines Coffeeshops ist und die nicht heiraten möchte, da die Arbeit ihr „Ehemann“ sei.

Dann berichtete Pungs von einer anderen jungen Frau, die homosexuell ist, was in Saudi-Arabien strengstens verboten ist. Pungs erzählte auch, dass die Bahn in Saudi-Arabien pünktlich sei, hingegen habe sie auf dem Weg nach Korbach mit Verspätungen der hiesigen Bahn zu kämpfen gehabt.

Zudem sei Saudi-Arabien voll digitalisiert, man könne sämtliche Behördengänge digital erledigen, das 5-G-Netz funktioniere. Es herrsche in dem Land aber weiter striktes Alkoholverbot. Saudi-Arabien sei sehr sunnitisch geprägt, aber auch ein sehr vielfältiges Land.

Während in den Großstädten wie Dschidda oder der Hauptstadt Riad viele Wolkenkratzer und Moscheen stünden, seien in anderen Teilen des Landes viel Armut und halbfertige Lehmbauten zu finden. In der Stadt und Region Buraida hatte die Autorin das Privileg, als westliche Frau mit Männern an einem Freitag eine Fahrt in die Wüste zu unternehmen, Auto zu fahren und einfach Spaß zu haben. In der Stadt Nadschan hatte sie die Gelegenheit, am Fastenbrechen von saudischen Frauen teilzunehmen.

In der Hauptstadt Riad lernte Pungs eine Frau kennen, die ihren Nikap anzieht, weil sie sich damit sicherer fühlt. Die letzte Station von Pungs Reise war die rund vier Millionen Einwohnern zählende Stadt Dschidda im Westen der arabischen Halbinsel.

Die westlichen Medien würden die Reformen skeptisch sehen, auch mit Blick auf die 2034 in Saudi-Arabien stattfindende Fußball-Weltmeisterschaft, so Prungs. Das Rechtssystem sei nicht mit den westlichen Werten konform, jedes Jahr würden rund 200 Menschen nach Verhängung der Todesstrafe hingerichtet.

Nadine Pungs hat sich in Saudi-Arabien laut eigener Aussage als allein reisende westliche Frau sehr wohl gefühlt. Sie sei als Frau von den saudischen Frauen und Männern respektiert worden und im Gegensatz zu deutschen Großstädten habe sie keine Angst vor Übergriffen von fremden Männern haben müssen.

Der knapp zweistündige Vortrag mit Lesung in der Korbacher Stadtbücherei war sehr informativ. Zuhörer erklärten: „Diese Lesung ist eine Reise in einen anderen Teil unserer Welt“ oder „Der Wandel ist auch in dem islamisch geprägten Staat spürbar.“ Die Autorin hatte bei dem Vortrag viele Fotos mit einem Beamer an die Wand projiziert und diese mit orientalischer Musik unterlegt.

UWE WALTER

Quelle: WLZ vom 9. April 2025

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