„Darling, it's Dilius!“AutorIn: Friedrich Christian DeliusEinband: gebunden Erscheinungsdatum: 31.01.2023 Verlag: Rowohlt Berlin Seitenzahl: 320 Auflage: 1. Auflage Friedrich Christian Delius ist in diesem Jahr in seinem 80. Lebensjahr gestorben. Korbach war ein Stück Heimat für ihn. Sein Vater war Pfarrer an der Nikolaikirche, F.C. besuchte die letzten Jahre bis zum Abitur die Alte Landesschule. Er gehört zu den klügsten zeitgenössischen Schriftstellern, brachte sich politisch und gesellschaftspolitisch mit deutlichen Worten ein. 2011 erhielt er den bedeutendsten Literaturpreis im deutschen Sprachraum, den „Büchner-Preis“. Seine Perspektiven waren immer originell. So erzählt er in „Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde“ (1994) aus der Perspektive eines 11jährigen Jungen, der er damals war. In „Bildnis der Mutter als junge Frau“ (2006) begleitet er seine Mutter durch Rom im Jahr 1943 als Ungeborener. Zu dieser Zeit war sein Vater Pfarrer dort. Die Auseinandersetzung mit der Kirche setzte er bis ins hohe Alter fort in seinen Erzählungen „Die linke Hand des Papstes“ (2013) und „Warum Luther die Reformation versemmelt hat“ (2017). Doch er war auch Kapitalismus-Kritiker. „Unsere Siemens-Welt“ (1972), „Adenauerplatz“ (1984), „Mogadischu Fensterplatz“ (1987), „Wenn die Chinesen Rügen kaufen, dann denkt an mich“ (2019) sind nur einige Beispiele. Seine Werke pendeln zwischen dokumentarischem Erzählen und dem Gang der deutschen Geschichte von der Studentenrevolte bis zur Gegenwart. Vor seinem Tod konnte er noch sein letztes Buch abschließen: „Darling, it's Dilius“. Erinnerungen mit großem A. (Platz 1 der Bestenliste März 2023). Darin nimmt er Wörter, die mit dem Buchstaben A anfangen und beschreibt, welche Erinnerung er damit verbindet. „Diese spezielle Autobiographie soll ein Fragment bleiben. Denn den ganzen maximalen Lebensstoff von A-Z auszubreiten – soviel Wahnsinn plus Größenwahnsinn kann ich nicht bieten....da scheint es mir klüger zu sagen: A reicht doch...“ BeispieleAbitur. 1963 an der Alten Landesschule in Korbach. Im altsprachlichen Zweig waren wir nur zu elft in der Klasse und blamierten uns trotzdem mit schlechten Noten. Aber darauf kam es nicht an, der schlechte „Schnitt“ zählte nicht, man konnte damit fast alles studieren. Griechisch mangelhaft, Latein ausreichend, Mathematik ausreichend, Physik ausreichend usw., Sozialkunde befriedigend, in Religion hatte ich ein Gut erreicht und in Deutsch Sehr Gut. Ich wollte nur das Zeugnis und ab nach Berlin..... Abs, Hermann Josef. Hermann Josef Abs, lange Chef der Deutschen Bank, 1966 Mitglied in 33 Aufsichtsräten großer Firmen, fand im Jahr 1972, nur noch mit 16 Aufsichtsratsposten ausgestattet,die Zeit, gegen mich zu klagen – und er hatte nicht Unrecht damit.... Absacker mit Bundespräsident. Einladungen zum sog. „Absacker“ (schon dies grauenvolle Wort) nach einem angenehmen Abend schlage ich meistens aus, aber nach einem lockeren, persönlichen Essen mit Johannes und Christina Rau 2004 in einer römischen Trattoria sagten wir nicht Nein.... Achtzig. Achtzig Jahre, dazu sollen andere was sagen. Adorf, Mario. Der große Schauspieler Mario Adorf. Habe die Ehre, mit und neben ihm den Schirmherrn zu spielen beim „Literarischen Frühling in der Heimat der Brüder Grimm“ in Frankenberg und Umgebung... Adventskranz. Die schwerkranke, vom Schlaganfall halbgelähmte und sprachgelähmte Mutter sagte überraschend deutlich „Auf Wiedersehen“ als ich kurz nach Weihnachten 1994 den Adventskranz in den Mülleimer warf. Sie sah keinen wieder. Und wie der Titel dieses Buches entstand, findet man übrigens auf Seite 24 Abish, Cecile und Walter. „Darling, it's Dilius!“, hörte ich Cecile Abish in den Raum rufen, laut und fröhlich. Ich wartete am Telefon in New York, um mit Walter Abish und seiner Frau einen Besuch zu verabreden, beide hatten mich in Berlin ermuntert, bei der nächsten Reise in die USA bei ihnen aufzutauchen... |
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