Presse-Echo - September 2025

Samstag, 20. September 2025, Waldeckische Landeszeitung

Denkmal für Umweltschützer

Spannende Geschichten: Markus Brauckmann hat in der Korbacher Stadtbücherei über die Gründung der Umweltbewegung in Deutschland berichtet. © Foto: Hans Peter Osterhold

Korbach – Der Autor Markus Brauckmann erzählte und las in der Korbacher Stadtbücherei aus seinem Buch „Die erste Generation – wie der Kampf um die Umwelt begann“. Er präsentierte damit die Geschichte und noch mehr Geschichten rund um die Entstehung der Umweltbewegung in Deutschland seit den 1970ern, die das Land nachhaltig verändert haben.

Es waren ganz normale Bürgerinnen und Bürger, die „aus der Mitte kamen“ und begannen, sich für die Natur einzusetzen: Gegen Kernkraftwerke und Wiederaufbereitungsanlagen, gegen die Verschmutzung des Rheins und den Ausbau des Frankfurter Flughafens. Sie organisierten sich meist in ländlichen Regionen, und Markus Brauckmann hat sie alle getroffen und mit ihnen geredet und ihre Geschichten und Hintergründe aufgeschrieben. „Ihnen wollte ich ein Denkmal setzen“, so der Autor.

Etliche Schauplätze dieser Kämpfe klingen heute noch vertraut: Wyhl, Kalkar, die Startbahn West, Brokdorf oder Wackersdorf. Brauckmann erzählt nicht nur von den ersten kreativen Protestaktionen mit einfachsten technischen Mitteln, sondern auch vom Miteinander der Aktivisten, ihrer Liebe zur Sache und der Ernsthaftigkeit ihrer Verantwortung. Und es ist ein Buch, das zeigt, was Menschen mit Mut und Leidenschaft bewegen können und wie es möglich sein kann, die Politik zum Handeln zu zwingen. Die Aktivisten haben Zeit und Energie geopfert und dafür häufig soziale Ablehnung erfahren oder den Vorwurf „den Fortschritt aufhalten zu wollen“.

„Whyl war der Urknall“, sagt Brauckmann, es sei das erste Mal gewesen, dass sich die Aktivisten und die Vertreter des Staates auf Augenhöhe begegneten, in einer Idylle am Rhein, die sich dann zur Protestbewegung entwickelte und den derzeitigen Ministerpräsidenten Filbinger in Bedrängnis brachte.

Der Film „Smog“ mit Marie-Luise Marjan, der einen Smogalarm im Ruhrgebiet simulierte, sei ein weiterer Meilenstein der Ökologiebewegung gewesen, ein „Ökothriller“ zur besten Fernsehsendezeit, der viele aufweckte, weil sich bis dahin so gut wie niemand um die Umwelt kümmerte.

Dazu kommen viele Lebensgeschichten, wie die von Monika Griefahn, die Greenpeace Deutschland mitgründete oder der bodenständigen Handwerker, die vor Ort Protestaktionen initiierten. Die Grenzen von Friedens- und Protestbewegungen zu Umweltinitiativen schienen fließend zu sein, vor allem als die Grünen 1983 zum ersten Mal in den Deutschen Bundestag einzogen. In der DDR fanden die ersten Protestaktionen seinerzeit in Form von Baumpflanz-Aktionen statt.

Brauckmann verliert sich im Verlauf seines Vortrags etwas in vielen Details und Geschichten, aber zum Schluss wagt er den Vergleich der „Ersten Generation“ mit der „Letzten Generation“, die bis vor kurzem durch Straßenklebeaktionen auf sich und ihre Anliegen aufmerksam machte.

Die „Erste Generation“ komme rückblickend meist besser weg in der öffentlichen Wahrnehmung. Die „Letzte Generation“ habe enorm mehr technische Möglichkeiten, Smartphones und Internet zur Verfügung gehabt, aber ihre Protestaktionen hätten sich nicht wesentlich von denen unterschieden, die Hütten in Wälder gebaut und sich an Bäume festgekettet haben.

Die Lesung wurde von der Stadtbücherei und der Buchhandlung Thalia veranstaltet. HANS PETER OSTERHOLD

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