Bücher zur Teezeit im September 2024

Der Wassertänzer

Autorin/Autor:  Ta-Nehisi Coates
Einband: Taschenbuch
Erscheinungsdatum: 09.08.2021
Verlag: Heyne
Seitenzahl: 560
Auflage: 1. Auflage
Beteiligte: Bernhard Robben

Vorgestellt von Inge Gerlach

Ta-Nehisi Coates, geboren 1975 in Baltimore, ist ein US-amerikanischer Journalist und Buchautor. Seine Mutter war Lehrerin, sein Vater Verleger. Coates hat an der Howard University in Washington D.C. ohne Abschluss studiert, dann u. a. fürs Time Magazine geschrieben, ist der Autor des Marvel-Comics „Black Panther“ und hat sich immer wieder mit den Nachwirkungen und der Aufarbeitung der Sklaverei beschäftigt. Heute lebt er in New York und ist Gastautor am Artur-L.-Carter Journalismus Institut der New York University.

Das Anliegen des Autors ist es, mit diesem Roman den Zerfall West Virginias und die damit verbundene Zerrissenheit der amerikanischen Gesellschaft aufzuzeigen, die bis heute nachwirkt.

Roman:

Hiram Walker erzählt im Rückblick in einer fast sachlichen Ich-Form seine Lebensgeschichte.

Der Wassertänzer spielt im Amerika zur Zeit der Sklaverei, auf Lockless, einer Tabakplantage in Virginia. Einer der Verpflichteten ist Hiram Walker. Ein Junge, der bereits in Gefangenschaft geboren wurde. Seine leibliche Mutter wird von Howell Walker, seinem Vater, verkauft, da ist Hiram noch ein kleiner Junge. Die Verpflichtete Thena, deren Kinder ebenfalls verkauft wurden, nimmt sich seiner an.

Hiram hat ein ausgeprägt gutes Gedächtnis, ist intelligent und er Besitz die Gabe der Konduktion (Teleportation), ahnt aber noch nicht, welche Fähigkeit ihm gegeben wurde.

Vollkommen unerwartet beschließt sein Vater eines Tages Hiram ebenfalls von Mr. Fields, Lehrer seines ehelichen Sohnes Maynard, einem verzogenen Taugenichts, die Mutter ist verstorben, unterrichten zu lassen und erlaubt ihm außerdem, die Bibliothek zu benutzen. Für Hiram der Eintritt in eine neue Welt. Der Unterricht endet abrupt, als sein Vater bestimmt, dass Hiram der Diener seines Bruders wird.

Die Zeit vergeht, Maynard ist mittlerweile mit Corrine, einer weißen Plantagenbesitzerin, verlobt. Dann passiert ein Unglück. Hiram lenkt die Kutsche, die seinen Bruder von einem Besuch bei einer Dirne, nach Hause bringen soll. Auf einer Brücke sieht er durch einen plötzlichen Nebel in einem blauen Licht seine Mutter tanzen. Er verliert die Kontrolle und beide stürzen in den Fluss Goose. Maynard ertrinkt, Hiram überlebt, weil er sich, teilweise noch unbewusst, durch seine Gabe retten kann.

Und dann verliebt er sich in die Verpflichtete Sophia, die Eigentum seines Onkels ist, und auch auf Lockless lebt.

Nach einiger Zeit beschließen beide zu fliehen und wollen Kontakt zum Underground, einer Organisation die Verpflichteten zur Flucht verhilft, aufnehmen. Dies geschieht über Georgie Parks, der den Kontakt herstellen soll, die beiden aber an Ryland’s Bluthunde (Jägerbande, die Geflohene wieder zurückholen soll) verrät, und sie werden gefangen genommen und getrennt.

Für Hiram beginnt eine noch schwerere Zeit. Er kommt erst ins Gefängnis und dann auf den Block (wird verkauft) und wird in einer Grube gefangen gehalten. Nur zwei- bis dreimal die Woche wird er nachts herausgeholt, bekommt etwas zu essen und trinken und dann beginnt eine Hetzjagd auf ihn und andere Verpflichtete, an derem Ende das Verprügeln der „Beute“ steht. Alles allein zum Vergnügen von niederen Weißen.

Aber Hiram zerbricht nicht, sondern wird physisch, psychisch und mental stärker.

Bei einer dieser Jagden stolpert er, verliert das Bewusstsein und wacht auf Bryceton auf, der Farm die Corrine, der ehemaligen Verlobten von Maynard, gehört.

Zu seiner Verwunderung stellt sich heraus, dass dies eine Station des Undergrounds ist, Corrine ihn gekauft hat und die Jagden waren - so makaber es ist - nur eine Art Test für die Aufnahme in die Gruppe. Denn diese will Hiram’s Gabe der Konduktion für die Realisierung der Flucht von Verpflichteten nutzen. Als Gegenleistung vernichtet Corrine seine Besitzurkunde. Hiram ist somit kein Sklave mehr und seine Ausbildung zum Agenten im Underground beginnt. Hier trifft er auch seinen Lehrer, Mr. Fields, wieder, der ebenfalls für die Gruppe arbeitet, und zudem er eine besondere Beziehung entwickelt. Einige Zeit später wird er nach Philadelphia „versetzt“ und trifft dort auf weitere besondere Menschen, kommt langsam in der Stadt zurecht, arbeitet für den Underground und erkennt, dass es auch ein Joch der Freiheit gibt.

Außerdem trifft er Moses, eine Frau, die auch die Gabe der Konduktion besitzt, im Gegensatz zu Hiram aber auch beherrscht. Sie erklärt ihm woher diese Gabe stammt und leitet ihn an sie richtig zu nutzen.

Aber seine Sehnsucht gilt immer noch Sophia, über deren Verbleib er nach der Trennung keine Information hat. Er beschließt, zurück nach Lockless zu gehen, um Sophia zu suchen und zu finden. Gemeinsam mit seiner Ziehmutter Thena, deren verkaufte Tochter er in Philadelphia kennengelernt hat (sie ist die Schwiegertochter von Moses und arbeitet ebenfalls im Underground) will er Sophia zur Flucht verhelfen. So sein Plan.

Ob dies gelingt, ob er Sophia überhaupt findet und welche Stationen er noch durchlaufen muss, welche Herausforderungen er noch zu bewältigen hat und ob er doch vielleicht noch rechtmäßiger Erbe von Lockless wird, erfährt man, wenn man den Roman selbst liest.

Übersetzer: Bernhard Robben

Der Wassertänzer ist über weite Strecken in Black American English, respektive African American Vernacular English (AAVE) geschrieben, welches signalisiert: Hier spricht ein schwarzer Mensch.

AAVE ist kein Slang. Es ist eine eigene Sprache mit eigener Grammatik und eigenem Vokabular. Das führt zu einer gewissen Übersetzungsproblematik, denn ein vergleichbares alternatives Deutsch gibt es nicht.

Der Übersetzter hat mit wenigen sprachlichen Mitteln (z. B. mal Perfekt, mal Imperfekt) versucht, die Nähe zur gesprochenen Sprache und natürlich den Ton, dem Blues der Sprache, einen Anklang vom alternativen Englisch im Deutschen zu vermitteln.

Zitat: „Durch „gebrochenes Deutsch“ nähme ich Hiram Walker zudem mit meiner Übersetzung ein weiteres mal jene menschliche Würde, die ihm durch sein Dasein als Sklave aberkannt wird und um die er in diesem Buch auf jeder Seite kämpft. Ich würde mit meiner Sprache den Zugriff des weißen Sklavenhalters auf „seinen Besitz“ wiederholen.



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