23.04.2024 - Neue Ideen für die Leseförderung
Ersch-Datum: 0000-00-00
Kategorie: presse
Autor:
Inhalt:
Bearbeiten

21.01.2024 - Judith und Hamnet
Ersch-Datum: 0000-00-00
Kategorie: teezeit
Autor: Maggie O`Farell
Inhalt:

Agnes sieht ihn und weiß: Das wird er sein. Dabei ist der schmächtige Lateinlehrer aus Stratford-upon-Avon noch nicht einmal achtzehn. Egal, besser, sie küsst ihn schnell. Besser, sie erwartet ein Kind, bevor ihr einer die Heirat verbieten kann. Vierzehn Jahre später sind es drei Kinder geworden. Doch wie sollen sie auskommen, solange ihr Mann wer weiß was mit diesen Theaterstücken treibt? Er ist in London, als der elfjährige Hamnet die Beulen am Hals seiner Zwillingsschwester Judith ertastet. Als Agnes im Blick ihres Sohnes den Schwarzen Tod erkennt.

Maggie O’Farrell entdeckt den bedeutendsten aller Dramatiker neu, als Liebenden und als Vater. Vor allem aber erzählt sie zum ersten Mal die unvergessliche Geschichte seiner eigensinnigen, zärtlich kühnen Frau: Agnes.

»Maggie O’Farrell ist eine absolute Ausnahmeerscheinung. Offenbar kann sie beim Schreiben so ziemlich alles tun, was sie will.« The Guardian


Bearbeiten

04.12.2023 - Eine Herde Schafe, ein Paar Gummistiefel und ein anderer Blick aufs Leben
Ersch-Datum: 2023-12-04
Kategorie: veranstaltungen
Autor:
Inhalt:

Bärbel Schäfer

wurde in Bremen geboren. Sie ist bekannt als Moderatorin aus Hörfunk und Fernsehn, ausgezeichnet mit der Goldenen Kamera, Journalistin und Autorin mehrerer erfolgreicher Sachbücher zu gesellschaftlichen Themen, zuletzt "Ist da oben jemand? Weil das Leben kein Spaziergang ist“ (3. Auflage, 2016). Jeden Sonntag ist sie in hr3 im Gespräch mit einem prominenten Talk-Gast und führt Interviews für die emotion-Serie "Mann, was fuhlst du?“. Bärbel Schäfer ist mit dem Publizisten und Fernsehmoderator Michel Friedman verheiratet und hat zwei Kinder. Die Familie lebt in Frankfurt am Main.

Eine Herde Schafe, ein Paar Gummistiefel und ein anderer Blick aufs Leben

Endlich mal wieder raus aus dem Büro, in der Natur sein, mit den Händen arbeiten: das ist eine Sehnsucht, die viele teilen. Auch Bärbel Schäfer. Doch träumen allein hilft ja nichts, und so beschließt sie, einen Selbstversuch zu wagen. Ein Jahr lang begleitet sie einen Schäfer bei seiner Arbeit, um selbst herauszufinden, was Hirten im Jahrtausendelangen Miteinander von Mensch, Tier und Natur gelernt haben.

Bärbel Schäfer tauscht ihre weißen Sneakers gegen schlammige Gummistiefel und packt bei Wind und Wetter auf dem Hof und auf der Weide mit an. Dabei lernt sie nicht nur eine Menge über das Wesen des Schafs, sondern auch für das eigene Leben. Denn Schafe sind mehr als nur sanftmütige Wolllieferanten. Sie sind empfindsame, clevere Tiere, bilden Freundschaften, treffen bewusste Entscheidungen, lernen aus Fehlern und überwinden Hindernisse gemeinsam. Vielleicht ist es Zeit, das Schaf in sich zu entdecken.


Bearbeiten

28.11.2023 - "Übertretung"
Ersch-Datum: 2023-08-10
Kategorie: monatsbuch
Autor: Louise Kennedy
Inhalt:

Aktueller denn je und nahezu zeitlos: Krieg zwischen Religionen und Glaubensbekenntnissen immer wieder überall auf der Welt.

Wir sind in den 70er Jahren, mitten im Nordirland-Konflikt. Der Alltag wird bestimmt von Attentaten und Übergriffen, von Morden und Eskalationen. Es ist die Geschichte von Cushla Lavery, einer jungen Grundschullehrerin, katholisch in einer überwiegend von Protestanten bewohnten Gegend. An ihrer Seite ihre alkoholabhängige Mutter Gina und ihr Bruder Eamonn, der dort einen Pub betreibt, in dem sie gelegentlich aushilft, bis sie einen bzw. zwei falsche Schritte macht und in die Mühlen der Justiz gerät und ihre Existenz komplett auseinanderfällt. Zum einen kümmert sie sich rührend um Dave, einen ihrer Schüler, der von den anderen gemobbt wird und dessen Familie in prekären Verhältnissen lebt. Zum anderen hat sie eine leidenschaftliche Affäre mit einem verheirateten und deutlich älteren Mann, der Richter und per se in diesen Zeiten eine Zielscheibe ist. Beides geht nicht gut aus…

Louise Kennedy wuchs selbst in der Nähe von Belfast auf und arbeitete über 30 Jahre als Köchin, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte und mit ihren short stories „The End of the World is a Cul de Sac“ in der englischsprachigen Welt Erfolge feierte und über die Grenzen hinaus bekannt wurde. „Übertretung“ ist ihr erster Roman und wurde nach Erscheinen enthusiastisch gefeiert, unter anderem vom Spectator: „Diese raffiniert gearbeitete Liebesgeschichte über ganz gewöhnliche Menschen, deren Leben von Gewalt bestimmt wird, ist ergreifend, ohne je sentimental zu sein. Sie zeigt, welch schreckliche Folgen es haben kann, in einer zerrissenen Gemeinschaft unsichtbare Grenzen zu übertreten, selbst wenn man es in bester Absicht tut.“

Für Anne Enright ist es das beste Buch des Jahres und dem kann mein Kollege Dermot Willis uneingeschränkt zustimmen, der als gebürtiger Nordire selbst in den 80er-Jahren in diesen bewegten Zeiten aufgewachsen ist und sagt, genauso ist es gewesen und deshalb: ein großartiges Buch!


Bearbeiten

27.11.2023 - Rechtsextreme Ideologien im Umweltschutz
Ersch-Datum: 2023-11-27
Kategorie: veranstaltungen
Autor:
Inhalt:

Rechtsextreme Ideologien im Natur- und Umweltschutz

Immer wieder sind demokratische Akteur*innen des Natur- und Umweltschutzes sowie des (ökologischen) Landbaus mit Kooperationsanfragen, Vereinnahmungsstrategien und Unterwanderungsversuchen von rechts konfrontiert. Welche Beweggründe haben extrem rechte Akteur*innen sich in diesen Themenfeldern zu engagieren? Welche Ziele verfolgen sie?

Der Vortrag sensibilisiert für die historischen und die aktuellen Verknüpfungen des deutschen Natur- und Umweltschutzes mit extrem rechten Ideologien.

Dabei wird es auch um die sogenannte „Neue Rechte“ gehen. Oft werden bei ihnen rückwärtsgewandte Konzepte mit progressiven Elementen wie zum Beispiel Postwachstums-ökonomie, Bioregionalismus, sowie Bildungs- und Nachhaltigkeitskonzepten verbunden. Ein besonderer Blick wird auf lokale Widerstände gegen Maßnahmen der Energiewende geworfen und wie sich demokratische Initiativen gegen extrem rechte Vereinnahmung unter dem Vorwand des Natur- und Artenschutzes wehren können.

Der Referent:

Yannick Passeick (M.A. Politikwissenschaften) ist Bildungsreferent bei FARN. In seiner Arbeit ist er seit 2017 zuständig für die Konzeption von Bildungsmaterialien und die Durchführung von Bildungsveranstaltungen im Themenfeld Naturschutz und Rechtsextremismus. Seit 2019 arbeitet er an der Fortbildung von Multiplikator*innen aus dem Natur- und Umweltschutz, der Kinder- und Jugendhilfe, sowie der antirassistischen Bildungsarbeit, um diese für die eigene Durchführung von Bildungsveranstaltungen zu befähigen.


Bearbeiten

03.11.2023 - Vom Auge zum Ohr II
Ersch-Datum: 0000-00-00
Kategorie: veranstaltungen
Autor:
Inhalt:

Lesung Dr. Martin Mengel

am 3. November 2023 um 18:00 Uhr im Bürgerhaus Korbach, Raum 118

Die Welt im Bild: Ihr Fluß wird gestaut. Sie wird obligat, angebunden und festgestellt. Das Bild tut so, als ob es die Welt sei. Sie wird simuliert. Was jetzt und hier erscheint wird zum Maß für das, was war und sein wird. Die Zeit gerinnt.

Die Welt im Klang: Sie ruft aus ihren Bewegungen. Sie erhält Einlaß. Sie wird erhört. Mensch und Welt schwingen in Resonanzen. Sie sind gestimmt und stiften Stimmen. Es jubilieren die Zeiten in ihren Einstimmungen.

In diesem Buch sollen Fragen gestellt werden. Fragen erhoffen sich Antworten. Bilder kennen keine Antworten. Für das Auge zählt nur das Sichtbare, Vorhandene. Hinter seinen Horizonten gähnt die Leere. Für das Ohr aber öffnen sich die Horizonte. Die Welt klingt und antwortet. Sie kann erhört werden.

In den Blitzlichtgewittern werden die Augen mehr und mehr geblendet, die Ohren verstopft. Im grellen Licht der nach unablässiger Veränderung süchtigen Bilder gibt es nichts zu sehen. Im harten Beat der gehetzten Klänge nichts zu hören. Aber: An den Grenzen der Horizonte geht das Schweigen auf. Es käme darauf an, hier dem "Läuten der Dinge" (M. Heidegger) zu lauschen.

Quelle: booklooker


Bearbeiten

11.10.2023 - Einmal mit der Katze um die halbe Welt
Ersch-Datum: 0000-00-00
Kategorie: veranstaltungen
Autor:
Inhalt:

Martin Klauka und Mogli

Mit der Katze um die halbe Welt

Thalia und Stadtbücherei präsentieren:

Die unglaubliche Geschichte von einem Mann, seiner Katze und einem Motorrad unterwegs durch Europa nach Nepal und um die halbe Welt — wunderbar erzählt in Bild und Text.

Motomogli - die verrücktesten und besten Geschichten schreibt immer noch das Leben. Das Buch "Einmal mit der Katze um die halbe Welt" ist die besondere Geschichte von Martin Klauka und seiner Katze Mogli, die ihm während einer Motoradtour im Alter von etwa zwei Monaten halbverhungert zulief und sich ihn als Bezugsperson aussuchte. Damit war klar: Mogli musste sich mit dem Motorrad anfreunden, denn allein wäre ihr Schicksal besiegelt gewesen. Zum Glück fasste Mogli sofort Vertrauen zu diesem metallischen Ungetüm, und Martin Klauka konnte sie mit nach Rosenheim bringen. Doch eigentlich war diese Motorradtour nur die Vorbereitung fur ein noch größeres Abenteuer. Martin beschloss, aus dem Alltag im beschaulichen Rosenheim auszubrechen und der Faszination des Orients nachzuspüren. Gemeinsam begeben sich die beiden mit dem Motorrad auf den Weg von Deutschland über Dubai bis nach Nepal. Mogli ist dabei seine Heimat in der Fremde.

Nach über fünf Jahren sind Martin und Mogli nun Ende 2022 wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Im Gepäck haben Sie jede Menge faszinierende Erlebnisse und Geschichten. Bevor die beiden zu neuen Abenteuern aufbrechen, werden sie ihr Buch zum ersten Mal exklusiv für Thalia und die Stadtbücherei Korbach vor Publikum präsentieren.

Martin Klauka hat sich mit 31 Jahren entschlossen, den beschaulichen Alltag in Rosenheim und seinen Job aufzugeben, um sich mit seiner kleinen Samtpfote Mogli auf die große Motorradreise in den Orient zu begeben. Auf Instagram und Facebook kann man die beiden unter "Motomogli" auf ihrer besonderen Reise begleiten.


Bearbeiten

28.09.2023 - Ein Hof und 11 Geschwister
Ersch-Datum: 2023-08-04
Kategorie: teezeit
Autor: Ewald Frie
Inhalt:

Die stolze bäuerliche Landwirtschaft mit Viehmärkten, Selbstversorgung und harter Knochenarbeit ist im Laufe der Sechzigerjahre in rasantem Tempo und doch ganz leise verschwunden. Ewald Frie erzählt am Beispiel seiner Familie von der großen Zäsur. Mit wenigen Strichen, anhand von vielsagenden Szenen und Beispielen, zeigt er, wie die Welt der Eltern unterging, die Geschwister anderen Lebensentwürfen folgten und der allgemeine gesellschaftliche Wandel das Land erfasste.

Zuchtbullen für die monatliche Auktion, Kühe und Schweine auf der Weide, Pferde vor dem Pflug, ein Garten für die Vorratshaltung – der Hof einträglich bewirtschaftet von Eltern, Kindern und Hilfskräften. Das bäuerliche Leben der Fünfzigerjahre scheint dem Mittelalter näher als unserer Zeit. Doch dann ändert sich alles: Einst wohlhabende und angesehene Bauern gelten trotz aller Modernisierung plötzlich als ärmlich und rückständig, ihre Kinder riechen nach Stall und schämen sich. Wege aus der bäuerlichen Welt weist die katholische Kirche mit neuer Jugendarbeit. Der Sozialstaat hilft bei Ausbildung und Hofübergabe. Schon in den Siebzigerjahren ist die Welt auf dem Land eine völlig andere. Staunend blickt man zurück, so still war der Wandel: "Mein Gott, das hab ich noch erlebt, das kommt mir vor wie aus einem anderen Jahrhundert." Ewald Frie hat seine zehn Geschwister, geboren zwischen 1944 und 1969, gefragt, wie sie diese Zeit erlebt haben. Sein glänzend geschriebenes Buch lässt mit treffsicherer Lakonie den großen Umbruch lebendig werden.


Bearbeiten

28.09.2023 - HISTORISCHER RÜCKBLICK 125 Jahre Stadtbücherei in Korbach
Ersch-Datum: 2023-09-01
Kategorie: presse
Autor:
Inhalt:

Freitag, 01. September 2023, Waldeckische Landeszeitung / Lokales

Erster Teil - Jahrelange Überzeugungsarbeit war nötig

VON DR. TOBIAS METZLER





Oben die heutige Stadtbücherei und unten das Geburtshaus der Geschwister Waldeck in der Berndorfer Straße 4 (heute Professor-Bier-Straße): Dort verbrachte Richard Waldeck seine letzten Lebensjahre. Auch seine Privatbibliothek befand sich in dem Haus, das 1961 abgerissen wurde, um die Kirchstraße für den Verkehr zu verbreitern. Die weiteren Bilder zeigen den Grabstein Richard Waldecks im Totenhagen und das Deckblatt des Bestandsverzeichnisses der Richard-Waldeck-Bibliothek aus dem Jahr 1928. Foto: Horst Röhling, Dr. Tobias Metzler, Philipp Daum, Stadtbücherei

Die Korbacher Stadtbücherei feiert dieses Jahr 125-jähriges Bestehen. Gemeinsam mit Büchereileiter Dr. Tobias Metzler blickt die WLZ auf die Entstehungsgeschichte zurück. Im ersten Teil geht es heute unter anderem darum, wie die Idee einer öffentlichen Bibliothek in Korbach entstand.

Korbach – „Unter den Korbacher Bürgern ist ein Verein zu Stande gebracht, in welchem populär gehaltene kleine Bücher und Schriften von den mannigfachen Inhalten gelesen wurden,“ berichtete Ludwig Curtze in einem Jahresrückblick, der 1841 in der Waldeckischen Gemeinnützigen Zeitschrift erschien.

Um den Fortbestand dieser lobenswerten Einrichtung sicherzustellen und literarische Werke einer breiten Bevölkerung zugänglich zu machen, so Curtze weiter, sollte sich „unsere Stadt zu einer kleinen jährlichen Beisteuer verstehen“. Langfristiges Ziel war es, eine ständige Gemeindebibliothek zu errichten. Diese sollte an die Stelle der aus privaten Buchbeständen gespeisten Lesegesellschaft treten. In diesem Vorschlag spiegelten sich allgemeingesellschaftliche Tendenzen der Zeit (siehe Hintergrund).

Auf diese stark vom Geist des Biedermeiers durchdrungene Konzeption einer kommunalen Bibliothek nahm Curtze Bezug, als er die Korbacher Stadtväter von seinem Vorhaben zu überzeugen versuchte. Verwirklichen sollte sich der Plan nicht. Die städtische Verwaltung der alten Hansestadt zeigte zunächst kein Interesse an dem Projekt.

Mit einer Gruppe Gleichgesinnter – unter ihnen Kircheninspektor Philipp Theodor Waldeck (1787 bis 1864), Hermann Schotte (1801 bis 1876), der Prorektor des Fürstlich Waldeckischen Landesgymnasiums Fridericianum und weiteren kirchlichen und schulischen Vertretern unternahm Curtze 1844 einen erneuten Versuch. In einem am 6. November verfassten Gesuch an den Magistrat erklärten die Mitunterzeichner:

„Wir, die gehorsamst Unterzeichneten, haben den Entschluß gefaßt, in hiesiger Stadt unter den Bürgern einen Leseverein und eine sich daraus entwickelnde Bürgerbibliothek zu begründen. (...) Die Bürger würden durch das Lesen vom allzu häufigen Besuche der Wirtshäuser abgehalten, ihnen würden dadurch auch über die Stadtmauern hinausführende Gegenstände vor Augen geführt und ihnen damit ein anderer als der gewöhnliche Stoff zur Unterhaltung dargeboten, sie verführen nützliche Wahrheiten, die auf ihr materielles und allgemeines Wohlsein günstigen Einfluß ausüben könnten, und ihr Geist würde für Gemeinsinn und öffentliche Wohlfahrt, für zeitgemäße Verbesserungen in den bürgerlichen und kirchlichen Verhältnissen empfänglich gemacht.“

Am 11. November 1844 antwortete der Magistrat und verwies darauf, dass man nicht befugt sei, für die Einrichtung einer Lesegesellschaft aus den städtischen Mitteln einen jährlichen Beitrag beizusteuern. Auch in späteren Jahren blieben die sporadischen Versuche, von der Stadt finanzielle Zuwendungen für die Versorgung der Bevölkerung mit Lesestoff zu erwirken, erfolglos.

Zeitungen, Journale und Bücher wurden zu Massenprodukten

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatten technische Innovationen bei der Papierproduktion und der Drucktechnik eine zweite Medienrevolution ausgelöst. Diese machten es möglich, dass Druckerzeugnisse wie Zeitungen, Journale und Bücher Massenprodukte wurden. Die Entwicklung eines staatlichen Elementarschulwesens und die steigende Alphabetisierungsrate waren weitere Faktoren, die zu wachsender Nachfrage nach Gedrucktem beitrugen. Im Zuge dieser Entwicklungen begannen exklusive höfische Bibliotheken ihre Bestände einer breiteren Leserschaft zu öffnen. Andernorts entstanden Lesegesellschaften oder kommerzielle Leihbibliotheken.

Im sächsischen Großhain hatte Amtmann Karl Benjamin Preusker mit dem Arzt und Dichter Emil Reiniger 1828 ein für den deutschen Sprachraum bis dahin beispielloses Experiment unternommen: Sie riefen eine Bibliothek ins Leben, die allen Bevölkerungsgruppen gleichermaßen zur Verfügung stehen und so „das ganze Kulturleben einer Stadt“ durchdringen sollten. Darüber hinaus sollte sie der „Pflege von Gemüt und ethischen Anlagen, Grundlage für Gewerbe- wie für Jugendbildung“ dienen.  met

Freitag, 01. September 2023, Waldeckische Landeszeitung / Lokales

Erst Entengasse, danach in zwei Schulen: Bücher zogen oft um


Schule am Enser Tor in Korbach: Dort wurden die Bücher damals nicht fachgerecht gelagert. Nachdem sie Schimmel angesetzt hatten, zog der Bestand in die heutige Westwallschule um. Foto: Philipp Daum

Es sollte fast ein halbes Jahrhundert dauern, bis ein neuer Anlauf zur Gründung einer Bibliothek in Korbach unternommen wurde. Anstoß dazu gab der Tod des Privatgelehrten Richard Waldeck. Zu seinen Schülern zählten auch Albert Leiß (1852 bis 1929) und August Bier (1861 bis 1949). Heinrich Münch – später Konrektor der Korbacher Bürgerschule – erinnerte sich Jahre später an lange Spaziergänge in der Umgebung Korbachs, auf denen Waldeck ihm fremdsprachigen Konversationsunterricht erteilte.

Nach dem Tod Richard Waldecks nahm Münch Kontakt zu dessen Schwestern auf und bat sie, die Privatbibliothek Waldecks der Stadt als Grundstock für eine öffentliche Bücherei zu vermachen. Zusammen mit anderen ehemaligen Privatschülern Waldecks entstand der Plan, im frei werdenden Gebäude der Färberei Calmon Kohlhagen am Altstädter Markt eine Bibliothek einzurichten. Diese sollte eine Volksbibliothek, Lese- und Vortragsräume umfassen, sowie eine wissenschaftliche Abteilung, deren Kernstück die Waldecksche Privatsammlung bilden sollte. Um eine dauerhafte Unterhaltung zu sichern, wandten sich die Initiatoren wieder an den Magistrat. Jedoch scheiterte der Versuch, die Verantwortlichen für den Plan zu gewinnen erneut. Durch Vermittlung Albert Leiß‘ wurde die Privatbibliothek Waldecks daraufhin nach Göttingen verkauft. Es folgten langwierige Verhandlungen zwischen den Erben des Verstorbenen und der Stadt über die Gründung einer Stiftung, deren Zweck es sein sollte, eine öffentliche Bibliothek in Korbach einzurichten.

Am 24. August 1898 unterzeichneten die Schwestern Hedwig und Lina die Stiftungsurkunde, mit der sie der Stadt Korbach die Summe von 1800 Mark aus dem Verkauf der Bücher ihres Bruders vermachten. Am 10. September 1898 nahm die Korbacher Gemeindevertretung die Stiftung an und berief eine Kommission, die mit der Einrichtung und Verwaltung der Bücherei betraut wurde. Die in der Folge gekauften Bücher wurden in einen Raum in der Spielschule des Frauenbundes in der Entengasse verbracht, wo sie sonntäglich ausgeliehen wurden. Das Interesse an der neuen Bücherei war so groß, dass oft bis zu 80 Bände an wenigen Nachmittagsstunden von Ehrenamtlichen über die Ausleihtheke gereicht wurden.

Nach dem Tod Hedwig Waldecks am 26. März 1908 erhielt die Stadt eine weitere Stiftung in Höhe von 1500 Mark, „welche den Zweck haben soll, den Grundstock der Richard-Waldeck-Volksbibliothek zu stärken”. Im Begleitschreiben ihrer Schwester Lina hieß es: „Wir hoffen, daß durch vermehrte Mittel mit der Zeit vielleicht noch mal was Besseres werden könne, wie es wohl jetzt ist.“

Die Hoffnungen sollten sich zunächst nicht erfüllen. Wenige Jahre später musste ein neuer Standort für die Bibliothek gefunden werden, da der ursprüngliche Büchereiraum in der Spielschule anderwertig benötigt wurde. Daraufhin wurde der Buchbestand in die Schule am Enser Tor verbracht und man übertrug es dem dortigen Schuldiener, sich darum zu kümmern. Nach dessen Tod übernahm Lehrer Schnare die Aufsicht. Nachdem dieser jedoch 1916 zum Kriegsdienst eingezogen worden war und die Heeresverwaltung die beiden benachbarten Schulgebäude für Büros und Stapellager requirierte hatte, wurde die Bibliotheksbände kurzerhand in den Kellerräumen der Schule eingelagert.

Dort nahmen die Bücher alsbald Schaden und setzten Schimmel an. Der in Hamburg wirkende Chirurg und Professor Hermann Kümmell setzte sich dafür ein, dass die Bücher fachgerecht gereinigt wurden und in einen trockenen Raum in der oberen Schule (der heutigen Westwallschule) umzogen. Durch das ehrenamtliche Engagement Frau Marie Engelhards (geb. Waldeck) und unterstützt durch Fräulein Schachtebeck und später Fräulein Scipio, wurde der Bestand katalogisiert und erweitertet. Auch war es wieder möglich, die über 1400 Bände an den Sonntagnachmittagen des Winterhalbjahres zu entleihen. Allerdings sollte die Bücherei auch hier nicht dauerhaft bleiben und in der Folgezeit an zahlreichen anderen Standorten untergebracht werden.  met


Bearbeiten

28.09.2023 - 125 JAHRE BÜCHEREI IN KORBACH
Ersch-Datum: 2023-09-11
Kategorie: presse
Autor:
Inhalt:

Montag, 11. September 2023, Waldeckische Landeszeitung / Lokales

Jubiläum mit Musik und Zeit zum Lesen

Bücher bringen Menschen zusammen

VON WILHELM FIGGE



Korbach – Es ist Sonntagnachmittag – und die Stadtbücherei ist voll: Normalerweise wäre Ruhetag, zum 125-jährigen Bestehen wurde zum großen Fest eingeladen. Die inmitten von mehr als 100 000 Büchern und weiteren Medien versammelten Besucher tauchen dabei zuerst einmal alle in die selbe Geschichte ein: Schülerinnen und Schüler der Humboldt-Schule haben ein Hörspiel zu „Die Rüpelbande“ eingesprochen – die Abenteuer von Troll, Geist und Hexe hatten sie sich dafür in der Stadtbücherei geliehen, verrät deren Leiter Dr. Tobias Metzler.

Nicht nur so bringen Bücher Menschen zusammen: Viele Gäste nutzen den gemütlichen Sonntagnachmittag, um durch die Räume zu schlendern. Familie Metz aus Korbach besteht fast ausschließlich aus Stammgästen des Hauses und absolviert die Rallye mit Fragen über die Bücherei und die dort erhältlichen Werke – wer eine Antwort nicht weiß, findet sie vor Ort heraus, sagt Peter Metz. Seltener da waren bislang Mona Hofmann und Tochter Edda – sie hat im Hörspiel mitgemacht. Doch den Besuch der Bücherei nutzen sie für Entdeckungen.

Dass die Stadtbücherei viele Freunde hat, wird schnell klar: Wer wollte, konnte Zettel mit der Aufschrift „Ich liebe die Stadtbücherei, weil...“ ausfüllen. Die gesammelten Werke wurden am Geländer inmitten der Parkrotunde aufgehängt und offenbaren viele Gründe: Ein Achtjähriger staunt über die vielen Bücher, die er sich ausleihen kann, eine 101-Jährige dankt den Mitarbeitern, die sich immer Zeit nehmen. Die Bücherei bereichere das Stadtbild – und schaffe Rückzugsorte, an denen Leser sich in Bücher fallen lassen können. Dem einen hilft sie, schneller Deutsch zu lernen, Autoren begrüßen, wie sie mit Veranstaltungen das Kulturleben am Laufen hält.

Auch in zwei Wettbewerben haben Freunde der Bücherei sich eingebracht: einmal mit Werbevideos, einmal beim Schreiben – egal, ob Gedicht, Sketch oder Kurzgeschichte, nur um die Stadtbücherei musste es gehen. Bei den Erwachsenen geht der erste Preis an Marion Weigel vor Frank Mause und Dr. Heinrich Knoche; bei den Kindern werden Marie Engel und Lotta Metz geehrt. Den besten Film hat Amelie Seifert gedreht. Gerne würde er die Sieger noch zu einer Lesung zurück ins Haus holen, kündigt Tobias Metzler an.

Während es in der Bücherei eher leise zugeht, tobt draußen auf der Rotunde das Leben: Gäste jeden Alters genießen bei Sonnenschein und blauem Himmel Kaffee und Kuchen sowie kühle Getränke. Zwei Künstler entzücken dabei vor allem die kleinen Gäste – aber nicht nur sie: Martin Pfeiffer aus der Nähe von Gießen ist seit sieben Jahren mit Kinderliedern von den Alpen bis zur See unterwegs. Mit Gitarre und Drum-Computer will er bekannte Songs fetzig darbieten und die Zuhörer zum Mitmachen bewegen – mit Erfolg: Beim Ende des ersten Lieds sind die Kinder voll dabei. Sie singen und tanzen mit – und drehen mit dem Sänger schon mal eine Polonaise um die Rotunde.

Die Künstlerin „Lila“ hat derweil alles im Gepäck, was es für Seifenblasen braucht: Eingebettet in ein kurzes Comedy-Programm lässt sie kleine wie große Zuschauer staunen: mit riesigen Seifenblasen ebenso wie mit solchen in Schneeflockengröße. Und zum Schluss bringt sie den Kindern ihre Tipps und Tricks bei.


Bearbeiten