Bücher zur Teezeit im Februar 2025

„Mitternachtsschwimmer“

Autorin/Autor:  Roisin Maguire
Verlag: Dumont
Seitenzahl: 352

Vorgestellt von Sabine Schmidt

Nach dem Verlust seiner kleinen Tochter verliert Evan den Boden unter den Füßen. Seine Ehe mit Lorna ist so gut wie am Ende und sein Verhältnis zu seinem achtjährigen, gehörlosen Sohn Luca ist äußerst angespannt. Eine Woche allein in Ballybrady, einem winzigen Dorf an der irischen Küste, soll Evan ein wenig Abstand, Klarheit und ein kleines Stückchen Boden zurück unter die Füße bringen. Ein wenig misstrauisch wird der seltsame Tourist von den knorrigen Dorfbewohnern und seiner mürrischen Vermieterin Grace schon beobachtet. Doch kaum, dass sich Evan ein wenig seiner Trauer und der besänftigenden, wenn auch rauen Küstenlandschaft und deren ebenso gearteten Bewohner*innen stellen kann, beginnt der Lockdown. Grace bietet ihm für diese Zeit das gemietete Cottage kostenlos an.

Grace, die im Dorf zwar geachtet und von ihrer Nichte Abbie über alles geliebt wird, gilt als brummige Eigenbrötlerin, die zwar im Einklang mit der Natur und der Küste verwurzelt scheint aber nichts und niemanden zu nah an sich heranlässt. Auch sie trägt ihre ganz eigene Geschichte mit sich im Gepäck. Als Evans Frau , da sie systemrelevante Arbeit leistet, kurzerhand Luca bei Evan am Cottage absetzt, muss dieser sich mit seiner Trauer, dem schwierigen Verhältnis zu seinem Sohn, aber auch mit Grace und den anderen Menschen im Dorf auseinandersetzen.

Roisin Maguire erzählt diese ganz besondere Geschichte langsam, aus wechselnder Perspektive von Evan und Grace. Dabei trifft sie den rauen, harschen Ton von Grace, der alle Verletzungen und alles Weiche an ihr, das es natürlich auch gibt, besonders im Umgang mit Luca und Abbie überspielen soll, genauso einfühlsam wie Evans Unsicherheit, auf wackeligen Beinen zurück ins Leben und zu seinem Sohn zu finden. Sie lässt die schrullige Dorfgemeinschaft genauso lebendig werden wie die heilsame Atmosphäre des Meeres und der Natur. Die Autorin lebt in Nordirland und hat als Türsteherin in einem Nachtclub, Busfahrerin und Grundschullehrerin gearbeitet und die Erfahrungen aus dieser ganzen bunten Palette merkt man ihrem Roman und ihrem Erzählstil an. Auch wenn es, in meinen Augen, vielleicht einer oder zweier Wendungen zum Ende der Geschichte nicht bedurft hätte, hat mich die Lektüre rundum glücklich gemacht.

Ich freue mich auf mehr von dieser Autorin.



Ausleihe bei der Stadtbücherei
Kauf bei Thalia

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